Das Stück spielt bei einem Treffen von Fans der Automarke Alfa Romeo. Was passiert an so einem theatralen Vereinsabend?
Wir treffen auf eine europäische Versammlung von Alfa-Fans, die einer aussterbenden Technologie anhängen. In einer Zeit, in der wir nicht mehr mit alten Autos herumfahren sollten, verfolgen wir die Geschicke von diesen Menschen, welchen es schwer fällt, Abschied zu nehmen. Sie singen zusammen, sie trinken zusammen, und manchmal hören sie nur dem Klang ihrer Autos zu. Denn es geht um ihr Leben und ihre Identität, die auf dem Spiel stehen.
Italienische Autofans treffen auf österreichische, niederländische und deutsche Autofans. Was unterscheidet sie voneinander, und was (neben dem Auto) sind ihre Gemeinsamkeiten?
Sie teilen ihre Leidenschaft und Aufopferung, egal aus welchem Land sie stammen. Aber wie sie ihre Leidenschaft ausdrücken, ist je nach Kontext unterschiedlich. Die Niederländer*innen sind geradeheraus und nüchtern, die Österreicher*innen und Deutschen sind sehr gut im Verein organisiert, die Italiener sind emotional involviert. Ein bisschen wie im echten Leben.
„Alfa Romeo und die elektrische Giulietta“ ist auch Musiktheater. Wovon erzählt Musik, die von Autos inspiriert ist?
Die moderne Opernmusik, welche Annelinde Bruijs für uns schreibt und die die niederösterreichische Sängerin Jamie Petutschnig singt, zitiert eine überbordende italienische Welt, in der die Träume grenzenlos sind. Die Musik verbindet die Alfistas. Sie entführt das Publikum in ein Universum, in dem Autos heroische Wesen sein können. Etwa das Modell Giulia, die „Tochter des Windes“.
Wie ist Wunderbaum entstanden, und wie arbeitet ihr im Kollektiv miteinander?
Wir kennen uns seit der Schauspielschule, und hatten das Glück, früh miteinander Arbeiten verwirklichen zu können. Inzwischen machen wir das seit über 20 Jahren. Meist arbeiten wir an Stückentwicklungen, jemand hat eine Idee, und dann recherchieren wir dazu, erstellen ein Konzept und schauen, wer von uns spielt, ob wer von uns die Endregie übernimmt, etc. Wir versuchen, alle wichtigen Entscheidungen gemeinschaftlich zu treffen, trotzdem nehmen alle von uns immer wieder andere Rollen innerhalb eines Prozesses an. Und manchmal, wie jetzt in St. Pölten, holen wir dann auch noch andere Theatermacher*innen dazu.
Wie entwickelt ihr auf den Proben den Text?
Zu Beginn haben wir sehr viele Interviews geführt, mit Vertreter*innen der Alfaclubs verschiedener Länder, mit ehemaligen und gegenwärtigen Angestellten von Alfa Romeo. Aus diesen Interviews, bei denen auch die Spieler*innen dabei waren, entstehen dann Figuren, wir improvisieren und lernen anhand der Quellen über unsere Figuren. Und nach und nach entsteht dann die Struktur des Theaterabends und damit auch der Text.