Eva Riebler-Übleis, LitGes
Eine traurige, berührende Parabel über Flucht, Hoffnungslosigkeit und das Scheitern im neuen Land! Die Botschaft kommt mit Humor gewürzt an! Poesie und Spannung! Geschichten, die oft das Leben retten, werden erzählt und Wahrheit, die unerträglich scheint, wird alleine durch die Tatsache, dass es gewiss so ist, erträglicher!
Ein Flüchtlingsdrama, das nicht den sturen Anspruch erhebt, eines zu sein! Und durch das Können und die Leichtigkeit der Schauspieler geht dem Zuseher die Gleichzeitigkeit von Hoffnung und Enttäuschung unter die Haut! Hervorragend!
Ewald Baringer, Austria Presse Agentur
Die Geschehnisse auf dieser Fahrt ins Ungewisse verknüpft Mike Kenny mit den orientalischen Märchen vom Seefahrer Sindbad und dessen sieben Reisen. Philipp Moschitz inszeniert das Road Movie mit flottem Tempo und erfrischendem Spielwitz.
Mit Zeynep Bozbay, Tim Breyvogel, Stanislaus Dick und Lukas Spisser agiert ein wunderbar aufeinander eingespieltes und wandlungsfähiges Quartett auf der sparsam ausgestatteten, aber mit Videoprojektionen (Julia Grevenkamp) effektvoll aufgepeppten Bühne.
Wie es gelingt, diese Geschichte pathosfrei und ohne jegliche moralinsäuerliche Rührseligkeit umzusetzen und dennoch weder auf eine Prise Romantik noch auf feinen Humor noch auf fetzige Musik zu verzichten, ist sehenswert. 75 unterhaltsame Theaterminuten - nicht nur - für junges Publikum (ab zwölf Jahren).
Heinz Wagner, Kurier
Flucht. Ein Jugendlicher allein, der eine andere flüchtende Jugendliche auf dem gefährlichen Weg in Sicherheit, Freiheit und vermeintliches Glück trifft. Ein heavy Thema. Ernsthaft, aber trotz aller unguten Begegnungen, die der Junge Naz und das Mädchen Krysia auf ihrem langjährigen Fluchtweg erleiden müssen, niemals niederschmetternd verknüpft das Stück von Mike Kenny – in der deutschsprachigen Version „Der Junge mit dem Koffer“ – das Fluchtschicksal mit Geschichten aus den Reisen von „Sindbad, dem Seefahrer“ und daran angelehnte Erzählungen, die den beiden Jugendlichen auf ihrer unfreiwilligen Reise praktisch von Nutzen werden. Zusätzlich hat Regisseur Philipp Moschitz noch einige Szenen mit Musik und Tanz eingebaut.
Der Saal der Bühne im Hof (St. Pölten) war bei der ersten Schulvorstellung mit 250 Jugendlichen – und ihren begleitenden Lehrpersonen – voll besetzt. 75 Minuten volle Konzentration und Anspannung. Entspannung bei den Hip-Hop-Nummern und bei einer Art Verfolgungsjagd quer durch den Publikumsraum.
Naz' Flucht spielt sich sozusagen immer ein wenig parallel zu den sieben Reisen Sindbads ab. Allein schon dieser „Kniff“ des Stücks von Mike Kenny bettet die reale dramatische Geschichte in einen erzählbaren Rahmen, in dem die Tragödie und Dramatik durchaus immer wieder angespielt werden, aber auch – besonders durch die Tanz-Musik-Szenen – Zeit und Raum bleibt, davon nicht niedergedrückt zu werden. Die eine oder andere Szene sorgt sogar für Lacher.
Stansilaus Dick (Naz) und Zeynep Bozbay (Krysia) spielen die beiden jungen Flüchtenden sehr überzeugend, auch in ihrer Verschiedenheit – sie, die Unsagbares erlebt haben muss – erst sehr, sehr zurückhaltend und erst nach und nach sich auf der gemeinsamen weiteren Flucht öffnend. Beide schaffen's schließlich ans „andere Ende der Welt“, nach London, wo er seinen Bruder und sie ihren Onkel auch wirklich treffen – ohne dass es ein wirkliches Happy End gäbe.
Mario Kern, NÖN
Autor Mike Kenny verpackt Flucht, Toleranz und Freundschaft in ein beklemmend realistisches und gleichzeitig phantasievolles Stück. Das weiß nicht nur jugendliche Theatergäste, sondern weltoffene Menschen jeden Alters zu beeindrucken. In der Inszenierung von Philipp Moschitz für das Landestheater beleben in der Bühne im Hof Stanislaus Dick als Naz, Zeynep Bozbay als Weggefährtin Krysia sowie Lukas Spisser und Tim Breyvogel die Geschichte und die damit verbundenen Themen bewundernswert behutsam, berührend und humorvoll.