Der Menschenfeind
„In St. Pölten wird nun eine bunte, ausufernde, und doch höchst präzisierte Molière-Show geboten, bei deren Tempo man am liebsten 90 Minuten lang die Luft anhalten möchte.“ Der StandardDer Standard
„Julia Kreusch spielt den scharfzüngigen Alceste mit einem tiefen Stirnrunzeln. Eine Menschenfeindin also? Nein, an der Geschlechtsidentität des Protagonisten ändert sich nichts. Und auch sonst bleibt der Stoff weitgehend unverändert, obwohl er sich hervorragend in die Schickimicki-Gesellschaft des 21. Jahrhunderts übertragen ließe. Die junge Célimène (Caroline Baas) ist sich zwar der Doppelzüngigkeit der feinen Leute bewusst, schließt sich davon aber selbst nicht aus – sehr zum Missfallen Alcestes. Das Highlight des Abends ist Julian Tzschentke, der sich als humoriger Verwandlungskünstler beweist, etwa in der Rolle des schmierigen Dichters Orante oder der des exzentrischen Kompagnons Clitandre. Bettina Kerl und Tobias Voigt spielen beide eine männliche sowie weibliche Doppelrolle – das führt zu originellen Kostümwechseln, bei denen die Perücke schon einmal verrutschen kann.“
„Kostüm (Nicole von Graevenitz) und Bühne (Michael Köpke) glitzern, glänzen und knallen, sie könnten aus dem legendären New Yorker Studio 54 stammen. Das passt hervorragend zu der energiegeladenen Inszenierung Oleys, die sich als wahres Spektakel für die Sinne präsentiert.“
„Das Publikum (...) belohnt mit tosendem Applaus.“
NÖN
„Dominic Oley packt diesen zeitlosen Stoff in eine bunte Inszenierung, die mit Slapstick-Einlagen, Revue-Elementen, aufgehobenen Geschlechterrollen und schrillen Kostümen recht unterhaltsam daherkommt. Zum Glück bleibt dabei die Schärfe der Satire nicht auf der Strecke.“
„Getragen wird die Inszenierung von einem überragenden und enorm wandlungsfähigen Ensemble, angeführt von Julia Kreusch. Scharfzüngig, unerbittlich, zweifelnd mimt sie den Alceste, der sich am Schluss verbittert nicht nur von der Gesellschaft, sondern auch von Célimène - gespielt von Caroline Baas - abwendet. Baas gibt die Célimène pointiert als tratschende, frivole, letztlich aber auch verletzliche junge Dame der Gesellschaft, die sich gern in den Mittelpunkt stellt. Und das gelingt halt leider am leichtesten, in dem man andere schlecht macht. Gewohnt präsent, vielseitig und wortgewandt - Bettina Kerl als Philinte, Alcestes besten Freund, und Arsinoe, Célimène beste Freundin, in Personalunion. Enorm wandlungsfähig - Julian Tzschentke, der gleich vier Rollen spielt, und Tobias Voigt als Acaste und Eliante.“
„Fazit: Eine unterhaltsame und zugleich beißende Satire, bei der das Lachen gerade in unserer Zeit manchmal im Hals stecken bleibt.“
Salzburger Nachrichten
„Als Alceste brilliert Julia Kreusch, die in der Titelrolle von Frank Castorfs Inszenierung „Schwarzes Meer“ überzeugt hat und nun zu, Ensemble gehört. Sie spielt beherzt und authentisch den trotzig-sturen Griesgram.“
„Dominic Oleys Inszenierung fokussiert auf Zwischenmenschliches und verzichtet auf eine zeitgenössische thematische Überschreibung sowie große Bühneneffekte.“
„Bühnenbildner Michael Köpke spart sich Bühnenbildarchitektur. Stattdessen leuchten 505 Glühbirnen auf zwölf schwarz gestrichenen Holzrahmen wie Garderobenspiegel. Sie sorgen für einen Tiefeneffekt und eine revueartige Atmosphäre.“
„Die Kostüme sind laut Programmheft großteils in Handarbeit gefertigt und wie die Frisuren originell, aber nicht um des Auffallens willen grell. Sie nehmen historische Anleihen und unterstreichen die Charaktere optimal. So betont die reduzierte Umsetzung die Zeitlosigkeit der Satire, die durch Handlungsamut und humorvolle Wortwechsel strahlt, und kehrt besonders die exzellente schauspielerische Leistung des wendigen, nur fünfköpfigen Teams hervor. Das Publikum bejubelt nach pausenlosen 90 Minuten die rundum gelungene Belebung des Klassikers.“