17. Mai 2017

RECHNITZ (DER WÜRGEENGEL)

von Elfriede Jelinek | Gastspiel in Kooperation mit dem Mozarteum Salzburg

Auf einer Party greift man zu fortgeschrittener Stunde zum Gewehr und ermordet aus einer Laune heraus knapp 200 Menschen. Ist etwas Derartiges vorstellbar? Kaum, außer als Horrorvision. Dennoch haben Recherchen ergeben, dass es wohl genau so passiert ist. In der Nacht zum 25. März 1945 feiert Gräfin Margit von Batthyány, eine Thyssen-Enkelin, auf ihrem Schloss in Rechnitz an der österreichisch-ungarischen Grenze ein Fest mit SS-Offizieren, Gestapo-Führern und einheimischen Nazi-Kollaborateuren. Gegen Mitternacht werden an die 200 jüdische Zwangsarbeiter zusammengetrieben und von einer Schar Angetrunkener erschossen. Die Täter fliehen kurz darauf ins Ausland, Schloss Rechnitz geht in Flammen auf, die Russen marschieren ein. Nach dem Krieg verschwinden Zeugen des Massakers, Strafverfahren enden im Nichts. Die 200 Leichen hat man bis heute nicht entdeckt – aber wollte man das überhaupt?

Elfriede Jelinek macht sich auf Spurensuche, aber nicht als Historikerin: Auf der Folie von Luis Buñuels „Der Würgeengel“ drängen in Rechnitz Boten in einen Raum, den keiner mehr verlassen wird. Sie berichten, in Wiederholungen, Variationen und Widersprüchen, von der grausamen Tat. Ein dichtes, übereinander geschichtetes Bild der Ereignisse entsteht, verharrend in seiner Unschärfe, die um so bohrendere Fragen provoziert. Alia Luque hat Jelineks ungeheuerlichen Totentanz mit Schauspielstudierenden des Mozarteum inszeniert.

Mit
Fabian Felix Dott, Lili Epply, Jonas Hackmann, Steffen Lehmitz, Yascha Finn Nolting, Valentina Schüler, Florenze Schüssler

Inszenierung Alia Luque

Innenansicht Großes Haus
© Lukas Beck
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